Traumlogik


1. März 2025 | Traumlogik

Momentan lese ich das Buch »Das Dritte Reich des Traums«. Eine Journalistin fragte von 1933 bis 1939 Deutsche nach ihren Träumen, was träumt man in einer faschistischen Welt? Und nein, ich will nichts gleichsetzen, natürlich nicht, aber die im Buch erzählten Träume, wie sie das Absolute und das Ausweglose freilegen, die Blutrinnen der Beschränkungen, das Unvereinbare, das dennoch zu einer Art Logik hingebogen werden muss, weil man darin ja lebt, man lebt im Ungeheuerlichen und spürt das und weiß, dass dieses Spüren schon verboten ist und muss sich dennoch eine Erzählung zurechtlegen, um die Dinge irgendwie aushalten zu können, das eigene Handeln und Nichthandeln aushalten. Dazu die Mechanik des Traums, in denen das Unlogische erzählbar wird, das Absurde schlüssig, das Unmögliche möglich, das Zurückgehaltene sagbar, das Unauflösbare geschmeidig.

Dann ist eben der Traum, in dem der Träumende einen verbotenen Witz so erzählt, dass der Witz keinen Sinn ergibt, weil der Sinn verboten ist. Dann ist der Traum, in dem der Träumende nur von geometrischen Figuren träumt, weil zu träumen verboten ist. Dann träumt der Träumende, dass er Blinde und Taube losschickt, um Verbotenes zu sehen und zu hören, um damit jederzeit beweisen zu können, dass er nichts Verbotenes gesehen und gehört hat.

Dann ist eben dieses Jahr 2025. Denken: Was, wenn sich diese Tage auch aus einer Traumlogik verstehen ließen: der amerikanische Präsident wirft den ukrainischen Präsidenten, den er, im Gegensatz zu Putin, Diktator genannt hat, aus dem Weißen Haus. Und holt sich die Tate-Brüder zurück ins Land. Jeff Bezos, der im Namen der Meinungsfreiheit die Meinungsfreiheit seiner Washington Post beschränkt. Die Aussetzung der Bestimmung der Grippestämme, gegen die in diesem Jahr Impfstoffe entwickeln werden sollen. Behörden, die vor Hurrikans waren, geschlossen. Beendigung der Finanzierung von Polio-, HIV-, Malaria- und Ernährungsprogramme. Der reichste Mann der Welt, der ein Meme teilt, in dem Frauen Männer danach beurteilten sollen, ob diese »postapokalyptisches Warlord-Potential« besitzen. Trump Gaza. Trump Coin. DOGE. Doge Coin. Traumlogik.

2. März 2025 | wie oft Danke

Weiterhin die Versuche, den Eklat die Falle von Freitag zu lesen und dechiffrieren. Wie oft hätte Zelensʹkyj »Danke« sagen müssen, wie tief hätte sein Kniefall bei der Entschuldigung sein müssen, welchen Anzug hätte er tragen müssen, damit Trump einem Deal zugestimmt hätte? Welchen roten Schlips hätte er wie lange lecken sollen? Wieviele Tonnen Bodenschätze für wieviele Tage Frieden mit Russland? Manche deutsche Headlines sind sich einig in der Schuldfrage, dass Zelensʹkyj mit seinem Verhalten den Dritten Weltkrieg zu verantworten hat. Dmitry Medwedew sekundiert begeistert: »The insolent pig finally got a proper slap down in the Oval Office«.

Beim Schauen des Trialogs von Freitag drei Stadien von Emotionen: Unglauben, dass (wieder einmal) die Welt auseinanderfällt, hier live auf der größten Bühne dieser Welt, einer Aufführung von Protagonisten. Genugtuung, dass jemand dagegenhält. Die Sorge, welcher Preis dieses Dagegenhalten haben könnte. Diese Sorge getragen von der irrigen Annahme, dass irgendetwas den Ausgang dieses Deals hätte ändern können, dass nicht längst strategisch feststand, wer für wen geopfert werden würde, für wen galt: »All right, I think we’ve seen enough. What do you think? This is going to be great television.« Ein weiterer Baustein der neuen Wirklichkeit.

3. März 2025 | wieder

Ein Auto fährt wieder in Menschen _ sofort Breakingnews sofort Headlines sofort wacklige Videos sofort Überwachungskameras sofort Frage nach Täterherkunft sofort ein Lauern auf Hautfarbe Name Gottistgroß ist er einer von uns einer von denen daran die Reaktion abzirkeln sofort Hintergründe mutmaßen aburteilen verantwortlichmachen Wut Konsequenzenfordern Terror Anschlag Superlative Aufzählung Vergleiche Zuwanderung AirBaerbock Versagen alles eingeölt reingehämmert antrainiert durchgezogen _ um irgendwie heil da rauszukommen abbrech

4. März 2025 | woke amerikanische Universitäten

»All federal funding will STOP for any College, School or University that allows illegal protests. Agitators will be imprisoned/or permanently sent back to the country from which they came. American students will be permanently expelled or, depending on the crime, arrested« kündigt der amerikanische Präsident an und gern würde ich hierzu Bits hören von den Kolumnenschreibern, den Talkshowsitzern, den KabarettistInnen, die sich der vergangenen Dekade die Finger wund schrieben und die Münder schäumend redeten über woke amerikanische Universitäten und die Kultur des Verbots, nein, eigentlich das Bedürfnis, die Zeilen auf Zettel zu drucken und in Meinungsbildungsorgane zu schieben, auf dass es sich dort verwächst und Synapsen blühen und Zentrum werden zukünftiger Weltsichten, naja, weiß ja, dass es im Kulturkampf immer um was anderes ging.

4. März 2025 | Sondervermögenlockerungen

Die baldigen Regierungsparteien beschließen eine Billion plus freizugeben für Armee und Infrastruktur. Widersprüchliche Gefühle. Da eine Partei, die in den vergangenen Jahren sehr viel Energie auf die Verteidigung der Schuldenbremse verwendet hat und Häme verteilt gegen an jene, die das anders sahen und deshalb meinerseits das dringende Bedürfnis, diese boshafte, abgekartete Scheinheiligkeit, die so viel an Kraft und Möglichkeiten gekostet hat, vorzuhalten, auf Brote zu schmieren, Erklärungen zu verlangen, Abbitte für die bigotte Unaufrichtigkeit, diese Protagonisten nicht durchkommen lassen mit dieser Kehrtwende. Andererseits: endlich endlich Handlungsfähigkeit, endlich die Schulen die Brücken das Digitale.

Am Abend auf dem Bildschirm die Ereignisse des Tages. Ein Bericht von einem NATO-Manöver, Grafiken, die zusammenzählen, welche militärischen Mittel benötigt werden, sollte bspw. Russland die baltischen Staaten angreifen. Über welche militärischen Mittel verfügt Deutschland denn überhaupt, welche Großstadt ließe sich denn beschützen Besuch in einer bayrischen Fabrik, die militärische Mittel herstellt, Drohnen, die Fabrik prosperiert, der dynamische CEO erläutert, wie viele Drohnen gebaut werden, bestellt sind, gebraucht werden.

Icons anderer militärischer Mittel erscheinen auf dem Bildschirm: Erklärgrafiken, Panzersymbole, Drohnensymbolen, Soldatensymbole stapeln sich. Uniformen rotten sich vor Radargeräten zusammen, ein Aufklärungsjet wirft Mikrofone ins Mittelmeer, um Unterseeboote zu orten. Die deutsche Armee wirft den Raketenwerfer an, ein militärisches Mittel zischt in den Himmel. Offiziere salutieren vor einem Konteradmiral. Panzer Drohnen Soldaten, Krieg Waffen Geld, Sondervermögen lockern lockern lockern notwendig Schutz Krieg eine Billion lauter militärische Mittel, ich bejahe die Notwendigkeit, sie macht mir Angst.

5. März 2025 | Soll & Haben

Auf der Habenseite: Robert DeNiro, der während der Oscar-Verleihung »Fuck Trump« ruft. Demokraten, die in Pink gekleidet während der Rede Trumps Schilder hochhalten. Wir eifrigen Beobachter, die jede Lüge online widerlegen können.

Auf dem Soll: Greenland I think we’re going to get it one way or another. | The benefits of cutting social security | Trump is selling Social security offices | No More Female 4-Stars: Franchetti Firing Leaves Top Ranks Filled by Men | U.S.A.I.D. Memos Detail Human Costs of Cuts to Foreign Aid: up to 18 million additional cases of malaria per year, and as many as 166,000 additional deaths + 200,000 children paralyzed with polio annually, and hundreds of millions of infections +one million children not treated for severe acute malnutrition, which is often fatal, each year  + more than 28,000 new cases of such infectious diseases as Ebola and Marburg every year. | I will make sure the U.S. is the Crypto Capital of the World. | The Trump administration may exclude government spending from GDP, obscuring the impact of DOGE cuts | 8 million dollars for making mice transgender | U.S. military removes words ‚history,‘ ‚respect,‘ ‚dignity‘ from digital presence as part of DEI review | USA stoppen Cyber-Einsätze gegen Russland | USA kappen Geheimdienstinformationen für Ukraine.

Soll & Haben: im Minus.

6. März 2025 | Aschenkreuz

Ein Aschenkreuz, gewonnener Staub aus verbrannten Palmzweigen des Vorjahres, zur Erinnerung an die Vergänglichkeit des Menschen, als Symbol für die Bereitschaft zu Umkehr, auf der Stirn des amerikanischen Außenministers, während er über Geopolitik spricht, als wäre die Welt besessen und sein Präsident der Exorzist.

7. März 2025 | Avantgarde

Gestern beiwohnen können einem Interview mit den Spitzen der Thüringer Regierung; ein Rückblick auf das vergangene Jahr, die Dreharbeiten von Y&W, die Doku. Die Spitzen erinnern sich an die Momente, in denen sie zusammenfanden, an die Auseinandersetzungen, das Einigende. Sie sagen, dass sie es satt hatten, dass Thüringen als kranker Patient gilt, als politisches Beispiel dafür, wie die Demokratie in Ostdeutschland auseinanderbröckelt. Heute, sagen sie, sei Thüringen eine Art Vorreiter. Das, was in ganz Deutschland allmählich in den politischen Alltag schwappe, sei in Thüringen längst Alltag: Minderheitsregierung, Sperrminorität, 3er Koalitionen. Dazu die neu erfundenen Formate: Optionsgespräche. 3 Plus 1. Pflichtenheft. Präambel. Vorreiter sein. Avantgarde. Demokratische Improvisationen, die keinen Misserfolg zulassen.

8. März 2025 | verschwindende Worte in USA

accessible activism activists advocacy advocate advocates affirming care all-inclusive allyship anti-racism antiracist assigned at birth assigned female at birth assigned male at birth at risk barrier barriers belong bias biased biased toward biases biases towards biologically female biologically male BIPOC Black breastfeed + people breastfeed + person chestfeed + people chestfeed + person clean energy climate crisis climate science commercial sex worker community diversity community equity confirmation bias cultural competence cultural differences cultural heritage cultural sensitivity culturally appropriate culturally responsive DEI DEIA DEIAB DEIJ disabilities disability discriminated discrimination discriminatory disparity diverse diverse backgrounds diverse communities diverse community diverse group diverse groups diversified diversify diversifying diversity enhance the diversity enhancing diversity environmental quality equal opportunity equality equitable equitableness equity ethnicity excluded exclusion expression female females feminism fostering inclusivity GBV gender gender based gender based violence gender diversity gender identity gender ideology gender-affirming care genders Gulf of Mexico hate speech health disparity health equity hispanic minority historically identity immigrants implicit bias implicit biases inclusion inclusive inclusive leadership inclusiveness inclusivity increase diversity increase the diversity indigenous community inequalities inequality inequitable inequities inequity injustice institutional intersectional intersectionality key groups key people key populations Latinx LGBT LGBTQ marginalize marginalized men who have sex with men mental health minorities minority most risk MSM multicultural Mx Native American non-binary nonbinary oppression oppressive orientation people + uterus people-centered care person-centered person-centered care polarization political pollution pregnant people pregnant person pregnant persons prejudice privilege privileges promote diversity promoting diversity pronoun pronouns prostitute race race and ethnicity racial racial diversity racial identity racial inequality racial justice racially racism segregation sense of belonging sex sexual preferences sexuality social justice sociocultural socioeconomic status stereotype stereotypes systemic systemically they/them trans transgender transsexual trauma traumatic tribal unconscious bias underappreciated underprivileged underrepresentation underrepresented underserved undervalued victim victims vulnerable populations women women and underrepresented

9. März 2025 | Frieden

Nachts halb drei sagt am Billardtisch jemand, der sich sein ganzes Leben lang mit Fragen von Ethik und Moral, Gut und Böse und dem großen Dazwischen beschäftigt hat: »Ein Friedensvertrag bedeutet noch keinen Frieden. Erst im Zusammenleben entsteht Frieden.«

10. März 2025 | vermasseln

Sondierungsgespräche im Schatten des Sondervermögens. Die Worte, die herausstechen, sind: Pendlerpauschale. Agrardiesel. Fusionsreaktor. Schnitzelpreis. Der baldige Kanzler nimmt an, es genügt, auf eine Mailbox zu sprechen. Was, wenn sie echt nicht verstehen, um was es hier geht? Was, wenn sie das versemmeln?

11. März 2025 | in der Ferne

Es fühlt sich zunehmend unnütz an, darüber zu schreiben, was ein paar Leute in der Ferne tun; eine große lächerliche Theateraufführung mit täglich wechselndem Programm, die zugleich so vieles in Wanken bringt und bei der man nur Teile der Bühne betrachten kann. Was bleibt denn als Reaktion? Empörung? Resignation? Argumente sammeln wollen für die eigene Position? Verstehen wollen? Wie verstehen wollen:

Die große Verkaufsshow im Weißen Haus, der Präsident erklärt die zunehmenden Übergriffe auf Tesla-Fahrzeuge zum »terroristischen Akt« und pitcht auf der offiziellen Pressekonferenz dabei Sales, kauft selbst ein Tesla, Tucker Carlson kauft ein Tesla (von o null auf 60 in 2 Sekunden, schreibt er zufrieden), alle MAGA kaufen Tesla, alle MAGA fahren eAutos, damit eAutos zum Symbol des rechtsautoritären christlichen Nationalautokratismus werden können, die Climate Change Deniers fahren eAutos, während die Progressiven diese eAutos anzünden, weil Elon Musk und Elon Musk hat in zwei Monaten 150 Milliarden Dollar verloren und die Teslaaktie ist dramatisch abgesackt, deshalb der Salespitch, der Symbolpitch.

Wie verstehen wollen, dass es als Erfolg gefeiert wird, dass sich in Saudi-Arabien ein angegriffenes Land bereit erklärt, den Krieg, den es nicht begonnen hat, in eine Waffenruhe zu überführen, während der Angreifer die Hauptstadt des angegriffenen Landes beschießt, wieso gilt das als Erfolg? Wie missverstehen wollen, was der Mann in der Ferne meint mit: »I believe in empathy, like, I think you should care about other people, but you need to have empathy for, for civilization as a whole, and not commit to a civilizational suicide. The fundamental weakness of Western civilization is empathy.«

12. März 2025 | 551 Antworten

Die Bundesregierung beantwortet die 551 Fragen der CDU. »Die Bundesregierung sieht keine Anhaltspunkte für die in der Kleinen Anfrage enthaltene Behauptung, wonach die geförderten ‚NGOs eine Schattenstruktur‘ bildeten … nicht Bestandteil der parlamentarischen Kontrollfunktion des Bundestages (…), frei verfügbare Informationen durch die Bundesregierung zusammentragen und anschaulich aufbereiten zu lassen.« Diese Antwort wird wahlweise als »pampig« und »Unverschämtheit oder als »Klatsche für die Unionsfraktion« oder »bemerkenswert eindeutige Klarstellung« empfunden.

13. März 2025 | zwei Zeiten

Im Bundestag Überlagerung zweier Zeituniversen. Die Protagonisten der vergangenen drei Jahre kehren noch einmal zurück, um Platz zu nehmen auf den weggewählten Sitzen und über ein Programm zu sprechen, das sie nicht mehr verhandeln werden. Darüber schiebt sich die Zukunft als Gegenwart, baldige Protagonisten, deren öffentliches Bild noch nicht bis ins Letzte auserzählt ist. Dazwischen Alice Weidel als Konstante des Politikbetriebs. Alles im Rahmen eines eigentlich ungeheuren demokratischen Vorgangs: eine Billion, deren Verwendungsabsicht oszilliert zwischen Gestern und Morgen, eine Vollmacht.

14. März 2025 | die kleinen Dinge

Der amerikanische Außenminister besucht Kanada und ihm wird ein roter Teppich ausgerollt. Der Teppich ist klein, der Teppich ist kurz, sehr kurz, so kurz wie möglich, eher ein Läufer, eher ein Quadrat als länglich, mehr Fetzen als Teppich, ein roter-Teppich-Fetzen, dessen Fetzenende in eine Pfütze führt, der amerikanische Außenminister kann mit einem Schritt über den roten Fetzen steigen und würde dann in einer Pfütze stehen, diesen roten Teppich haben ihm die Kanadier ausrollt, den kleinsten, kürzesten, schmalsten, unteppichsten Fetzen Rot, der verfügbar war für den Außenminister der USA, es sind die kleinen Dinge, die in diesen Tagen für Freude sorgen.

15. März 2025 | empathy

Massendemonstrationen in Ungarn und in Serbien gegen die autokratische Regierung, in Belgrad die Menschenmenge so groß, dass eine Drohne fast zwei Minuten braucht, um darüber zu fliegen, später werden Schallkanonen gegen die Demonstrierenden eingesetzt.  

Elon Musk sagt: »I believe in empathy, like, I think you should care about other people«, aber auch »The fundamental weakness of Western civilization is empathy.« Eine Zeitung recherchiert, welche Konsequenzen die Disruption von Musks DOGE hat, zählt mehrere Todesfälle auf, rechnet dann hoch, wie viele Tote die Streichungen der Auslandshilfen in diesem einen Jahr fordern könnten,

1,65 Millionen Todesfälle durch AIDS
500.000 durch Impfstoffmangel
550.000 durch fehlende Nahrungsmittelhilfe
290.000 durch Malaria
310.000 durch Tuberkulose

16. März 2025 | erase und groom

Die USA radiert ihre Vergangenheit aus, löscht von offiziellen Stellen Verweise auf alles, was nicht weiß und männlich ist. Russland flutet die gefeierte KI mit Desinformationen, ein Drittel der Antworten von Chatbots wie ChatGPT enthalten mittlerweile russische Propaganda, LLM Grooming. Das Umschreiben der Welt, ein Auslöschen und Überschreiben von Geschichten und Geschichte, Hand in Hand.

17. März 2025 | wachsen

Wahrscheinlich ist das Bild zu naheliegend, zu oft schon benutzt, auch zu pathetisch. Aber so ist es: Vor einigen Wochen einen Samen in Erde gedrückt und Wasser auf diese Erde geträufelt und die Erde in die Sonne gestellt und seitdem wächst etwas, ein Trieb, ein Stiel, ein Blatt, ein zweites, das sich entrollt, ausbreitet, grün wird, in die Höhe sprießt, dem Licht entgegen, umfangreicher wird, stärker, nicht zu übersehen. Jeden Morgen der Blick darauf und weiteres Wasser darüber und sichergestellt, dass kein Schatten die Wärme nimmt, während erodiert, deportiert wird, drüberhinweggesetzt, eingeschüchtert, gelogen, gedroht, normalisiert, verschleppt, entgleitet, gelöscht, verlacht, verhärtet, gleichgemacht, selektiert, entmenschlicht, wird wird wird wächst etwas zum Licht hin, trotzdem, jeden Tag.

18. März 2025 | wie Frieden aussieht

Nahezu geräuschlos wird durch den Bundestag bestätigt, was je nach Sicht darauf als: der Staat mästet sich, Basar-Demokratie, XXL-Schuldenpaket, Schuldenpaket, Sondervermögen oder historisches Signal bezeichnet wird. Emotionaler die Reaktionen darauf, dass Annalena Baerbock Präsidentin der UN-Vollversammlung werden soll.

Donald Trump ist zu einem Telefongespräch mit Wladimir Putin verabredet. Der russische Präsident lässt den amerikanischen Präsidenten warten, scherzt öffentlich über dieses Wartenlassen und verspricht dann dreißig Tage keine Angriffe auf ukrainische Energieinfrastrukturen zu fliegen, während er seine Armee Angriffe auf Kiew fliegen lässt.

19. März 2025 | Autopen

Donald Trump erklärt, dass die von Joe Biden ausgesprochenen Begnadigungen ungültig seien, da sie mit einem Unterschriftenautomat, einem Autopen unterzeichnet worden sind. Der Vizepräsident postet ein Bild, in dem die letzten drei amerikanischen Präsidenten gezeigt werden; 2 Fotos von Donald Trump und ein Foto von einer Signiermaschine. Ich verspüre das Bedürfnis, ein Buch über die Kulturgeschichte des Autopens zu lesen.

20. März 2025 | Einreise

Das Auswärtige Amt passt die Reisehinweise für die USA an. Ich lese die Berichte über die Fälle, bei denen Reisende bei Ein- und Ausreise in Abschiebehaft genommen wurden, bedrückende, kafkaeske Berichte von Verhaftungen ohne Begründung, Abgabe von Habseligkeiten, Betonböden, Wochen auf Matratzen, ohne Matratzen, ohne Informationen, ohne Kontakt zu Freunden und Familien, ohne Anwälte. Ich lese das auch, weil im Sommer eine Reise in die USA angesetzt ist und zur Diskussion steht, den Flug abzusagen, im Kopf auch diese Einträge, die frei verfügbar sind.

Diese Praxis, diese Abschiebeunorte gab es schon vor dem 20. Januar. Es wird aus den Berichten deutlich, dass die Gefängnisse dazu da sind, um Geld für deren Besitzer zu verdienen und die Gefängnisse deshalb viele Insassen brauchen, die möglichst lange dortbleiben, ein Geschäft, das aus Renditegründen wenig Interesse daran hat, die individuellen Fälle rasch zu klären.

Neu ist, dass die Zahl der Abschiebungen als zu niedrig befunden wird und deshalb die Verhaftungen ausgeweitet werden. In Texten und Videos werden Tipps gegeben, wie man sich beim Grenzübertritt verhalten soll; keine politischen Botschaften, keine Kritik an der USA-Regierung, entsprechende Texte in Chatgruppen löschen, Fotos sowieso, jeden Hinweis darauf, dass man anders denken könnte als die Regierung, entfernen.

Und: »To put things into perspective: I had a Canadian passport, lawyers, resources, media attention, friends, family and even politicians advocating for me. Yet, I was still detained for nearly two weeks. Imagine what this system is like for every other person in there.«

21. März 2025 | Frühlingssonnenkriegswirtschaft

Ein Tag, der einen ganzen Frühlingszyklus in ein paar Stunden packt; in der Stadt hängt jede/r, derdie was auf sich hält, auf den Treppenstufen vor dem DNT, sitzt unter lustvoll gespannten Sonnenschirmen, Eis in der Hand oder etwa Kühles, ein freundliches Wort für den Gegenüber. Wer noch mit Übergangsjacken vorbeiläuft, wird ausgelacht. Gesichter wie wachsende Blätter gierig dem Licht entgegengestreckt. Alles Schwere verlischt im Gleißen, noch keine Hitze, aber warm, alles hell und friedlich und ablegt die letzten Wochen. So unwirklich sonnen im Frühlingsband, wie parallel dazu Spitzenpolitiker von der Notwendigkeit sprechen, Europa auf Kriegswirtschaft umzustellen.

22. März 2025 | Trump-Derangement-Syndrom

Republikanische Senatoren aus Minnesota bringen einen Gesetzentwurf ein, mit dem das Trump-Derangement-Syndrom (TDS) als psychische Krankheit eingestuft werden soll; das Verhalten bei Menschen, die allein bei der Erwähnung von Trumps Namen davon schon getriggert werden, und alles, was mit Trump zu tun hat, ablehnen, TDS als »Unfähigkeit, zwischen legitimen politischen Meinungsverschiedenheiten und Anzeichen psychologischer Pathologie im Verhalten von Donald Trump zu unterscheiden.«

Und es ist so, dass es eine absolut übermäßige Beschäftigung mit Trump gibt. Die Beschäftigung mit seinem Absurden; die Bestrebungen, als fünfter Präsidentenkopf in den Mount Rushmore geschlagen zu werden, Trump Gaza, die Unterzeichnung des Dekrets, welches das Bildungsministeriums abzeichnet in einem Klassenzimmer mit Schülern, eine Trump-Dronen-Show, die Bitte um Aufnahme ins Britische Commonwealth etc. – all das Bizarre, das unmöglich auszudenken ist, das Blattgoldenglitzernde und Übertriebene, Hemmungslose, Doofe, Schamlose, die megalomanischen Bildwelten, die Ernsthaftigkeit, mit der die Grotesken inszeniert werden.

Dann die Beschäftigung mit dem Schrecklichen, die oft einhergehen mit der Exzentrik; das ansatzlose Deportieren Verschwindenlassen von Menschen, die Abschaffung des Bildungsministeriums, das Zerschlagen der Unis, das Ignorieren der Justiz, die Zerschlagung des Staatswesens, die Übergriffe auf Medien, der Kotau vor Putin, das dreiste Bereichern – so viele Ungeheuerlichkeiten, die kurzmöglichster Zeit einen Staat kleinkriegen wollen, die Gewalt, die damit einhergeht, das Lügen und der Zynismus, die wohlkalkulierte Grausamkeit.

Jeden Tag etwas Bizarres, jeden Tag etwas Grausames. Sich 2025 in den Stream zu begeben heißt, getriggert zu werden. Nachrichten bedeuten automatisch TDS. Die Senatoren haben Recht: Es gibt das Trump-Derangement-Syndrom. Unmöglich, es nicht zu haben. Es gibt momentan keine sinnvolle Therapie dagegen, keinen angemessenen Umgang. Zu wissen, was geschieht, ist elementar, und es nicht zu wissen, wäre heilend. Beides zugleich ist nicht möglich, beides zugleich wäre notwendig, wissen und heilen.

23. März 2025 | Demonstrationen

Nach den Massendemonstrationen eine Woche zuvor in Serbien an diesem Wochenende Millionen in der Türkei auf der Straße, nachdem die Machthaber den Bürgermeister von Istanbul und nächsten Präsidentschaftskandidaten der Opposition verhaften ließen. Auch das ist in diesen Tagen möglich; nichts entschieden, Unruhe, das Nichthinnehmenwollen, das Organisieren.

24. März 2025 | TDS II

Nachtrag zum 22/3, zum Trump-Derangement-Syndrom. Wieder das Bizarre: Den Flughafen der Hauptstadt nach Trump benennen. Trumps Gesicht auf einer neu geschaffenen 250-Dollar-Note. Trumps Gesicht im Mount Rushmore. Trumps Geburtstag als nationaler Feiertag. Wunschvorstellungen einer nordkoreanischen Inszenierung des Geliebten Führers, an denen die Gedanken hängenbleiben, die ablenken, weil es leicht zu verstehende und zu erzählende Geschichten sind.

Wieder das Grausame: Mit einer Unterschrift eine halbe Million Menschen »illegal« machen und diese zur »Selbstdeportation« auffordern, drei Wochen Zeit dafür, danach die Willkür, nach der jede/r verschwinden könnte, der Terror, weil es jede/n treffen könnte.

Das Banale: Der Druck auf die Columbia-Universität auch, weil vor fünfundzwanzig Jahren für Trump ein Immobiliengeschäft nicht zustande kam, Rache, die er nun übt, gekränkte Eitelkeit.

Das Systemische: Wie alles banal und inkompetent ist, grausam und bizarr und privat, sprunghaft, irrational scheint und dennoch alles einem einheitlichen Ziel dient: das Niederreißen von politischen, juristischen und gesellschaftlichen Vereinbarungen, um das Ungleichmachen von Menschen(gruppen) voranzutreiben.

25. März 2025 | Blackrot

Gesucht werden Namen für die neue Regierungskoalition. Friedrich Merz findet GroKo unpassend und schlägt vor: Schwarz-rote Arbeitskoalition. Oder: Koalition von Aufbruch und Erneuerung. Bisherige Vorschläge politischer Kontrahenten: KleiKo (Kleine Koalition) und SchuKo (Schuldenkoalition).

Weitere online zirkulierende Ideen: KfD (Koalition für Deutschland). Vorwärts-Koalition. Letzte-Chance-Koalition. KoMaMö (Koalition der maximalen Möglichkeiten). Rentnerkoalition. Kofa (Koalition für alle).

Und: Blackrot.

Ein solcher Name ist wichtig. Weil er in wenigen Buchstaben etwas zusammenfasst, was sehr viel beeinhaltet, etwas, das nicht vollumfassend zusammenzubringen und zu überschauen ist: Menschen, Entscheidungen, Prozesse, Zeit, letztlich der Name für eine Ära, in der zwar sehr viel Gegenläufiges geschehen ist, die aber im Rückblick oft auf ein Gefühl, eine Bewertung beschränkt werden muss. Der Name als Reduktion von Komplexität.

Bei den bisherigen Namen für Regierungskoalitionen war der Name meistens gefunden, bevor sich ein solch bewertendes Gefühl gebildet hatte. Der Name »Ampel« war da, bevor die Nachbildungen von Ampeln an Galgen hingen. Hier ist anders: die (eigene) Erwartung an die Koalition, die Kritik an der Koalition, das erhoffte Scheitern schreibt sich schon ein, bevor es die Koalition gibt.

26. März 2025 | Signalgate

Der Witz beginnt so: Treffen sich der amerikanische Verteidigungsminister, Außenminister, Sicherheitsberater, Geheimdienstleiterin, Vizepräsident und andere Hochrangige der Regierung in einem Signal-Chat, um über einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf den Jemen zu sprechen. Wird unbeabsichtigt ein Journalist dem Chat hinzugefügt und erhält so über mehrere Stunden Zugang zu Angriffsplänen und Geheiminformationen.

Geheimdienstinformationen, geteilt in einem privaten Chat. Genutzt von privaten Handys aus. Teilnehmer des Chats während des Chats in Russland. Der private Chat ohne die Pflicht zur ansonsten üblichen Dokumentation. Emojis: Faust | amerikanische Flagge | Explosion. Kritik an dieser Inkompetenz, Entsetzen über diese Schludrigkeit, jede Menge Häme für die Männer einer Bewegung, die vor neun Jahren mit Hillary Clintons »…but her Emails« auf den letzten Metern entscheidende Stimmen für den Einzug ins Weiße Haus holten.

Seit neun Jahren die Annahme, dass es der MAGA-Bewegung schaden würde, sie beim Lügen, ihren Widersprüchen und der Scheinheiligkeit, ihren Dilettantismus zu ertappen und mit Aussagen von gestern zu konfrontieren, die im Gegensatz zu den Aussagen von heute stehen. Also in diesem Fall alte Clips vom Verteidigungsminister zu zeigen, wie er einer FOX-Talkrunde sitzt und maximale Konsequenzen für Clintons wegen ihres »Servers« fordert. Oder die Geheimdienstchefin, die vor Wochen schrieb, dass die Preisgabe von als geheim gekennzeichneten Informationen mit Gefängnis zu bestrafen sei.

Diese Art der Überführung hat nie gewirkt. Warum sollte sie hier? Entsprechend die Reaktionen der Verantwortlichen: Kleinreden, Nichterinnern können, leugnen, verschweigen, die Schuld auf andere schieben. Die größte Sorge des Präsidenten: schlechte Presse. Ein weiterer Test, mit was man durchkommen könnte.

27. März 2025 | Toolkits

Geht weiter: Die amerikanische Regierung streitet ab, dass es diesen Chat gab und dass in diesem Chat geheime Informationen geteilt wurden. Daraufhin veröffentlicht The Atlantic den Mitschnitt des Chats, inklusive der Angriffspläne. Eine andere Zeitung veröffentlicht Mailadressen, Telefonnummern und Passwörter von Teilnehmern des Chats, die durch einfache Recherche im Internet zu ermitteln sind. Auch als Ablenkung darauf gedacht erhöht der amerikanische Präsident den Zoll auf nichtamerikanische Autos auf 25%.

Die Ministerin für Heimatschutz steht in einem Videoclip vor einem Gefängniskäfig in El Salvador, halbnackte Inhaftierte hinter ihr hier Gitterstäben und spricht von den Deportationen als »Tool in our Toolkit«, dazu die Berichte, wie zahlreiche der Deportierten unschuldig verhaftet wurden, wegen eines »autism awareness tattoo« beispielsweise. Vermummte Agenten des ICE verschleppen auf offener Straße eine aus der Türkei stammende Studentin in ein 1700 Kilometer entferntes Gefängnis, ohne Anklage, ohne Zugang zu juristischer Verteidigung. Mehrere Professoren, die sich mit Autokratien beschäftigen, erklären ihre Auswanderung nach Kanada. In Florida sollen wegen des durch die Deportationen erwarteten Mangels an Arbeitskräften die Gesetze zur Kinderarbeit gelockert werden.

28. März 2025 | ghiblify the terror

Studio Ghibli ist ein japanisches Zeichentrickfilmstudio, mit Filmen wie »Das Schloss im Himmel«, »Mein Nachbar Totoro«, »Die letzten Glühwürmchen« oder »Chihiros Reise ins Zauberland«. Die Animes gehören zu den schönsten Filmen überhaupt und ohne, dass es prätentiös klingen soll, sind durchzogen von Magie und Menschlichkeit. Ihr Schöpfer Hayao Miyazaki hasst die Generierung von Animation durch die KI, sie ist für ihn ein »insult to life itself«.

OpenAI und andere KI-Firmen bieten seit gestern an, copyrightfrei Bilder im Ghibli-Stil zu erstellen. Innerhalb von Stunden wird das visuelle Gedächtnis der letzten 200 Jahre ghiblifyed – Szenen der Popkultur (Titanic), Memes (Distracted Girlfriend), historische Szenen (der Einschlag der Flugzeuge in das WTC), ikonische Bilder (Steve Jobs präsentiert das erste iPhone), Kunst (»Die Erschießung der Aufständischen« von Goya). Alles umgewandelt in Animebilder, im Ghiblistyle, das Banale, das Bekannte, das Grausame mit großen lieben Kinderaugen, glatten Farben, über alles das Gefühl der Ghibli-Filme gelegt, das Glück, das Schöne.

Am gleichen Tag veröffentlicht der offizielle Account des Weißen Hauses ebenfalls ein ghiblifyedes Bild – von einer weinenden Frau, der vorgeworfen wird, Fentanyl verkauft zu haben, die beim Übertritt über die Grenze von ICE-Agenten verhaftet wird, ihr werden Handschellen angelegt, im Hintergrund die Fahne der USA. Eine reale Verhaftung im Ghiblistyle, große Augen, glatte Farben.

Gerechtigkeit ist, jemanden für seine und ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen. Hier geht es darum: Wonne am Leid Anderer zu feiern. Sich am Gräuel zu ergötzen. Wie tags zuvor die Heimatschutzministerin vor den Gefängniszellen in El Salvador etwas im 4chan-Mindset zu inszenieren. Die Reduktion des Menschen auf eine visuelle Pointe, auf eine virtuelle Reaktion. 8chan-Zynismus, der darauf abzielt, das Schöne, die Freude, die Magie zu benutzen, um es für immer in ihrem Sinn zu dekonstruieren. Die Disruption der Freude ist das übergeordnete Ziel. Die Disruption der (Pop)kultur und all die Gefühle, die Momente, die damit verbunden sind. Ich kann nie wieder »Chihiros Reise ins Zauberland« sehen, ohne das ghiblifeyte Bild der Verhaftung mitzudenken. Alles grau machen, alles grausam machen, das ist das Ziel. Die sadistische Lust daran, Macht zu demonstrieren, indem Freude und Licht in Zynismus verwandelt wird. Das Menschliche aus allem nehmen; der Wirklichkeit, der Verarbeitung der Wirklichkeit durch die Kunst, unsere Wahrnehmung von beiden. Das ist das Ziel.

29. März 2025 | ghiblify the world

Seit dem gestrigen Eintrag mehr und mehr ghiblifyete Bilder: von einem Thüringer AfD-Bundestagsabgeordneten mit Kornblumen-Zeichen am Revers, rechtsextremen Podcastern wie Ben Shapiro, Bilder, in denen weiße Ghiblimädchen von einem KZ-Stacheldrahtzaun stehen, hinter dem sich Frauen in Burkas drängen etc.

Es ist nicht so, dass ich ausdrücklich nach diesen Bildern gesucht habe. Sie werden in manche Feeds gedrückt, der Algorithmus führt an sie an die Spitze. Das geschieht in den vergangenen drei Monaten auffälliger als davor; Webseiten, die wie Foreneinträge aus 4chan gebaut sind. Ich habe versucht, diese Metapher zu vermeiden, weil sie zu cheesy ist, aber: diese Art der Vereinnahmung der Welt hat etwas Dementorenhaftes, das Saugen der Seele aus allem.

Hauptsächlich ist es Traurigkeit, die ich empfinde, wenn ich auf ihre Memes, Bilder und Vorstellungen blicke; welcher Sumpf, in dem das Klicken, Liken und Teilen von solcher hasserfüllter Freudlosigkeit Botenstoffausschüttungen generiert. Eine ähnliche Traurigkeit, die ich schon länger spüre, wenn ich bestimmte Gespräche im Freundes- und Bekanntenkreis führe. Und dort Zahlen, Wortschöpfungen, Argumentationsmuster, sogenannte Narrative vorfinde, die ich zuvor schon auf solchen und anderen, sich mehr journalistisch gebenden Dementorseiten gelesen habe.  

30. März 2025 | die Universitäten

»Catch and revoke: In den USA hunderte Mails an Gaststudierende, mit der Aufforderung, das Land zu verlassen. Studentinnen, die von der ICE verschleppt werden. Universitäten, die erklären, sich im Fall von Deportationen nicht vor ihre Studentinnen zu stellen. Universitäten, die auf Anweisung der Regierung Studiengänge schließen und Angestellte entlassen. Wenn die Universitäten so die Knie beugen, was, wenn MAGA die Loyalität der Armee einfordert?

31. März 2025 | le

Marine Le Pen, die 2013 vorschlug, dass, wer öffentliche Mittel hinterziehe, lebenslang unwählbar sein solle, wird wegen der Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig gesprochen und darf deshalb u.a. nicht an den französischen Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren teilnehmen. Und auch, wenn nun über Jordan Bardella gesprochen wird und deutsche Journalistenstimmen klagen, damit sei der Demokratie ein Bärendienst erwiesen und man mache die Rechtsextreme nur noch stärker, gibt dieser letzte Märztag endlich die Möglichkeit, vorbehaltlos Freude zu empfinden.


Menü schließen