Herbst der Entscheidungen


1. Oktober | zusammensitzen, vorstellen

Wir sitzen am Abend zusammen und reden über die Rapture. Wir reden über Endzeiterwartung, Peter Thiels Armageddon und über welche Mittel er verfügt, dieser Vorstellung von der nahen Zukunft Vorschub zu leisen. Wir reden über die Streichungen zu Gunsten derer, die viel haben. Wir reden darüber, wie in den USA die Armee auf einen Kampf gegen den Feind von innen eingeschworen wird. Wir reden über 3 Grad.

Wir merken, dass wir uns die Zukunft nicht vorstellen können. Wie 2070 aussehen könnte, 2050. Selbst die Vorstellung von 2030 ist unmöglich. Ja, na klar, die Szenarien. Klar gibt es Bilder und Ausmalungen. Wie es sein könnte ist möglich. Aber dass es so könnte? Selbst, wenn das alles vor uns auf dem Tisch liegt? Kann es wirklich so kommen?

Es heißt, die Zukunft ist ungeschrieben. Aber ich habe das Gefühl, dass jeden Tag so viel daran geschrieben wird, dass uns langsam die Kapitel ausgehen. Wir sitzen zusammen, lachen, tratschen, trinken Bier, Aperol, erzählen auch Quatsch. Wir sprechen über das Morgen. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Zukunft höllisch wird. Es fällt uns an diesem Abend in Weimar genauso schwer, sich vorzustellen, wie es anders kommen könnte.